Seniorenuniversität

Vorträge Herbstsemester 2023

Im Herbstsemester finden zwei Vorträge pro Woche statt: jeweils am Mittwoch von 14.15 bis 15.15 Uhr in der Uni Alhambra und am Freitag von 14.15 bis 15.15 Uhr in der Aula.
Eine Anmeldung für den Besuch der einzelnen Vorträge ist nicht nötig.

Mit Mitgliederausweis ist die Teilnahme kostenfrei, für über 60-jährige Personen oder Begleitpersonen von Mitgliedern ist auch ein Einzeleintritt (für CHF 10) möglich.

Mittwoch, 20.09.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Tierschutzprobleme in der kommerziellen Hühnerhaltung (Eier- und Fleischproduktion)

Dr. Sabine Gebhardt, Abteilung Tierschutz, Vetsuisse, Universität Bern

Die Schweiz war eines der ersten Länder, die die Batteriekäfighaltung für Legehennen eingesetzt hat und das erste Land, das diese Haltung wieder abgeschafft hat. Wie geht es den Schweizer Legehennen heute? Wie verbringen sie den Tag im Stall, im Wintergarten und auf der Weide? Neue Technologie zeigt, dass Hühner ihre individuellen Tagesroutinen haben, fast wie Menschen. Mastpoulets werden als der erste, vom Menschen geschaffene Morphotypus bezeichnet – so stark unterscheidet sich ihre Erscheinungsform und Biologie vom Wildhuhn. Es ist das häufigste Wirbeltier auf Erden, auf jeden Menschen kommen ca. 3 Mastpoulets. Im Vortrag werden die häufigsten Tierschutzprobleme und ihre Lösungen bei Lege- und Masttieren diskutiert.

Freitag, 22.09.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Fit im Kopf für mehr Freude im Leben: neurowissenschaftliche Erkenntnisse für eine (hirn)gesunde und glücksfördernde Lebensweise

Dr. Barbara Studer, Institut für Psychologie, Universität Bern

Das Referat illustriert mit vielen Beispielen aus der aktuellen neurowissenschaftlichen Forschung die Bedeutung der Lebensweise und täglichen Gewohnheiten für die Hirngesundheit und das Wohlbefinden. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden verschiedene Aspekte behandelt, so zum Beispiel die Rolle von Bewegung, mentaler und emotionaler Stimulation und ausgewogener Ernährung, die das Gehirn aktivieren und neuroplastische Prozesse fördern. Auch auf die Bedeutung der Altersbilder und Gedankenhygiene sowie des Schlafs und Stressmanagements wird eingegangen. Das Referat ermutigt die Zuhörer*innen, die Erkenntnisse in ihren Alltag zu integrieren, um ihre Hirngesundheit zu schützen, ihre geistige Leistungsfähigkeit zu steigern und ein erfülltes Leben zu führen.

Mittwoch, 27.09.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Schlaf und Gesundheit

Dr. Carolin Schäfer, Schlaf-Wach-Epilepsie-Zentrum (SWEZ), Inselspital Bern

Der Vortrag 'Schlaf und Gesundheit' soll die zentralen Aufgaben des Schlafes beleuchten und damit erläutern was es bedeutet einen 'normalen' Schlaf zu haben und wie dieser aussieht. In einem weiteren Schritt werde ich auf die Regulation des Schlafes zu sprechen kommen und welche Rolle Schlaf bei einigen Krankheitsbildern spielen kann. Im dritten Teil werde ich erläutern wie man dieses Wissen nutzen kann, um seinen Schlaf zu verbessern oder zu erhalten.

Freitag, 29.09.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Forensische Genetik: vom DNA-Profil zum Täterprofil?

Dr. Martin Zieger, Institut für Rechtsmedizin, Universität Bern

Sie kommt in jedem modernen Krimi vor: die Forensische DNA-Analyse. DNA-Profile stellen seit zwei Jahrzehnten ein unverzichtbares Werkzeug der Forensik dar und helfen Polizei und Staatsanwaltschaft dabei Tatorte mit Tatverdächtigen zu verknüpfen. Neue Erkenntnisse aus der Genetik machen es heute möglich, aus DNA-Spuren auch das Aussehen einer tatverdächtigen Person vorherzusagen. Diese Vorhersage wird als "Phänotypisierung" bezeichnet. Sie ist neu auch in der Schweiz rechtlich zulässig. Der Vortrag gibt nach einer kurzen Einführung in die Forensische Genetik einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der Phänotypisierung. Dabei wird auch auf ethische Überlegungen eingegangen.

Mittwoch, 04.10.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Fremdplatzierung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz im 20. Jahrhundert

Dr. Mirjam Janett, Historisches Institut, Universität Bern

Tausende von Kindern wurden im 20. Jahrhundert ihren Familien weggenommen. Die Behörden brachten sie in Pflegefamilien, Heimen und psychiatrischen Kliniken unter, um sie in die Gesellschaft einzugliedern. Die Kinder und Jugendlichen kamen meist aus Familien, die unter prekären Umständen lebten. Die Fremdplatzierung war Teil einer repressiven Fürsorgepolitik, die darauf abzielte, bürgerliche Ordnungsvorstellungen durchzusetzen und die Kinder «gesellschaftsfähig» zu machen. Der Einschluss führte aber oft zum Ausschluss: Viele der Kinder blieben ihre Leben lang am Rand der Gesellschaft, weil sie mit ökonomischen und psychischen Problemen zu kämpfen hatten. Mirjam Janett beleuchtet in ihrem Vortrag das Vormundschaftswesen und die Fremdplatzierung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Sie zeigt anhand der gegensätzlichen Kantone Appenzell Innerrhoden und Basel-Stadt, wie die Praxis der Fürsorge die Entwicklung des Sozialstaats prägte, von diesem geprägt wurde und so Normalität festlegte.

Freitag, 06.10.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Verflochtene Geschichten: Judentum, Christentum und Islam

Prof. Dr. Katharina Heyden, Institut für Historische Theologie, Universität Bern

Judentum, Christentum und Islam werden häufig als eigenständige, voneinander unabhängige religiöse Traditionen wahrgenommen und dargestellt. In Wahrheit aber verbindet sie eine verwickelte gemeinsame Geschichte. Dieses Geschichte war nicht immer friedlich und birgt zutiefst ambivalente Potentiale. Der Vortrag wird die Idee der "co-produzierten" religiösen Traditionen anhand einiger historischer Beispiele erläutern und die ambivalenten Potentiale der verwickelten Geschichte von Christentum, Islam und Judentum diskutieren.

Mittwoch, 11.10.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Energiekrise – hausgemacht oder importiert?

Dr. Michel Piot, Oeschger-Zentrum für Klima- und Klimafolgenforschung, Universität Bern

Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland, Ausfall zahlreicher Kernkraftwerke in Frankreich, Krieg in der Ukraine; Energiestrategie 2050 und ein trockener Sommer - die Befürchtungen einer Strommangellage in der Schweiz wurden im Jahr 2022 plötzlich sehr real. Wie konnte es dazu kommen? Liegen Versäumnisse in der europäischen und Schweizer Energiepolitik vor oder handelte es sich um ein unvorhersehbares Aufeinandertreffen zahlreicher ungünstiger Ereignisse? Wie geht es im nächsten Winter weiter? Und welche Massnahmen sind kurz-, mittel- und langfristig zu ergreifen, um die Versorgung mit Energie und Strom in der Schweiz gewährleisten zu können?

Freitag, 13.10.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Paul Nizon: das Schreiben am Ich

Dr. Thomas Söder, Germanist, Saint-Gingolph

Ein gegenwärtiger Autor, der über die Zeit hinausragt. Ein zeitgemäßer Geist, der das Unzeitgemäße seiner Zeit repräsentiert. Elias Canetti und Max Frisch würdigten ihn, Einflüsse von Robert Walser und Josef Conrad genauso wie von Gottfried Benn und Robert Musil finden sich in seinem Werk. In ständig neuen Variationen gibt sich Nizon aus, umkreist sich dabei ständig, wobei die Frage nach dem Ich im Vordergrund steht, immer aber mit der bedachten Vorsicht, sich nicht einzukreisen. Projizierte Ich-Möglichkeiten stehen neben pointierten Ich-Erfindungen, keine aber kann als endgültig gewertet werden. Nizon schreibt sich beständig fort, immer von dem Bewusstsein geleitet, dass Schreiben Leben beinhaltet.

Mittwoch, 18.10.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Die klangliche Auseinandersetzung mit Umweltbedrohungen: Erforschung von Klängen aus Nordsee-Sturmfluten

Prof. Dr. Britta Sweers, Institut für Musikwissenschaft, Universität Bern

Die flachen norddeutschen Küstengebiete sind – ähnlich wie viele andere Nordseeregionen – durch schwere Sturmfluten und Überschwemmungen geprägt worden. Bis heute spielen diese extremen Umweltphänomene eine bedeutende Rolle im privaten und öffentlichen Gedächtnis der Bevölkerung. Im Gegensatz zu den Hurricanes oder Mississippi-Fluten in den USA gibt es aber nur erstaunlich wenige musikalische Werke, die diese Erfahrungen direkt verarbeiten. Dieser Vortrag möchte aufzeigen, wie die Auseinandersetzung mit Klang und Musik kann einen tiefen Einblick in den – oftmals auch unbewussten – menschlichen Umgang mit extremen Naturereignissen eröffnen kann. Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge und Konzepte erfordert dabei nicht nur ein Verständnis der entsprechenden Umgebung und klimatischen Bedingungen. Wichtig ist auch die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Klanglandschaft, den menschlichen Hörstrategien und Erinnerungsprozessen: Wie wird Sturm klanglich erfahren? Weshalb werden Warnsignale oftmals überhört? Wie wurden die Erfahrungen in der lokalen traditionellen und populären Musik, aber auch in der Kunstmusik verarbeitet?

Freitag, 20.10.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Diskriminierung aufgrund des Alters im Arbeitsverhältnis – rechtliche Aspekte

Prof. Dr. Kurt Pärli, Soziales Privatrecht, Juristische Fakultät, Universität Basel

Zum Einstieg in die Thematik werden Fallbeispiele aus der Praxis dargestellt. Danach werden Begriffskärungen vorgenommen. Was ist überhaupt eine Diskriminierung im rechtlichen Sinne und wann liegt eine Diskriminierung älterer Arbeitnehmenden vor? Aufgezeigt wird danach, ob und wie das geltende Personalrecht für den öffentlichen Dienst und das Arbeitsrecht für privatrechtliche Arbeitsverhältnisse vor Altersdiskriminierung schützt. Es wird auch thematisiert, mit welchen Mitteln allenfalls bestehende Rechtsschutzdefizite behoben werden können.

Mittwoch, 25.10.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Der Dekalog der Bibel – der Streit um die Zählung der 10 Gebote

Prof. Dr. Andreas Wagner, Institut für Altes Testament, Universität Bern

Wer jemals den Text der 10 Gebote gelesen und versucht hat, die zehn Gebotssätze in Ex 20,2–17 oder Dtn 5,6–21 aufzufinden und auszumachen, weiss, von was ich spreche. Wie kommt die Tradition auf die Forderung, von 10 Geboten ausgehen zu müssen? Und wie ist der Zusammenhang der Gebote zu verstehen? Wie beeinflusst der "gezählte" Zusammenhang das Verständnis der Gebote? Und welche Bedeutung der Gebote legt sich im Gefüge des Glaubens nahe?

Freitag, 27.10.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Pfahlbauten im Balkan. Unterwasserarchäologie in Europas ältestem See

Prof. Dr. Albert Hafner, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern

Lange dachte man, dass die «Pfahlbauten» ein typisch schweizerisches Phänomen seien. Im anglophonen Ausland sprach man von «Swiss Pile-dwellings» und meinte damit die Seeufersiedlungen des Alpenraums. Heute sind rund um die Alpen 1000 Siedlungsruinen bekannt, die zwischen 5000 und 500 v. Chr. datieren. Eine Auswahl von 111 Fundstellen in sechs Alpenländern zählt seit 2011 zum Kulturwelterbe der UNESCO. Die «Pfahlbauten» bilden eine der wichtigsten Quellengattungen zur frühen Geschichte Mitteleuropas, weil sie in feuchtem Milieu über aussergewöhnlich gute Erhaltungsbedingungen verfügen. Im Vortrag wird es aber nicht um die Schweiz gehen, sondern um eine vollständig neu entedeckte Fundlandschaft im südöstlichen Europa. In der Grenzregion von Albanien, Griechenland und Nordmazedonien befinden sich zahlreiche Seen und diese weisen ebenfalls Siedlungsreste auf, die sich mehrheitlich unter Wasser befinden. Der Vortrag berichtet über erste Ergebnisse eines ERC Synergy Projekts der Universitäten Bern, Oxford und Thessaloniki. Wir begeben uns gemeinsam auf die Spuren der ältesten «Pfahlbauten» Europas im ältesten See Europas.

Mittwoch, 01.11.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Die Regulierung der Zuwanderung im schweizerischen Recht

Prof. Dr. Alberto Achermann, Institut für öffentliches Recht, Universität Bern

Fragen der Zuwanderung führen regelmässig zu hitzigen öffentlichen Debatten in der Schweiz, namentlich vor Wahlen, wobei die Diskussionen regelmässig auch die Asylpolitik thematisieren, auf die aber in diesem Vortrag nicht eingegangen wird. Das Ausländerrecht hat die Aufgabe, Zuwanderung zu regulieren und Kriterien zu entwickeln, welche Art der Migration in die Schweiz erlaubt werden soll. Dabei hat die Zulassungspolitik verschiedensten Interessen zu genügen: den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes, der nach ausländischen Arbeitskräften ruft, den privaten Interessen, mit der Familie zusammenleben zu können, dem Lern- und Ausbildungsstandort Schweiz, und verschiedenen humanitären oder fiskalischen Interessen u.a.m. Diese Regulierungsaufgabe wird überlagert durch die Freizügigkeitspolitik, welche die Schweiz mit der Europäischen Union vereinbart hat. Diskussionen um mehr, weniger oder richtige Einwanderung haben diese rechtlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, um Differenzierungen vornehmen und Möglichkeiten und Grenzen der Zuwanderungssteuerung verstehen zu können.

Freitag, 03.11.2023 ,14.15 Uhr, Aula HG

Wiso das Geschlecht der behandelnden Chirurgin und des betroffenen Patienten sehr wohl eine Rolle spielt

PD Dr. Vanessa Banz, Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital Bern

Haben Sie sich schon gefragt ob Ihr biologisches Geschlecht einen Vorteil oder Nachteil mit sich bringt, wenn es um die Behandlung einer Erkrankung geht? Haben Sie als Mann oder als Frau ein grösseres Risiko an einer Operation zu sterben oder Komplikationen zu erleiden? Und ist es wichtig ob Sie von einem Chirurgen oder einer Chirurgin operiert werden? Wieso muss ich mir als behandelnde Chirurgin bewusst sein, dass ich potentiell auf Grund eines (unbewussten) Bias meinem Patienten gegenüber, die falsche Entscheidung fälle, auch wenn die Guidelines mir etwas Anderes raten? Aber sind medizinische Guidelines wirklich immer der richtige Weg oder sollten wir uns auch eher mal vom Bauchgefühl leiten lassen? Wenn Sie mehr über die Auswirkungen des soziokulturellen und biologischen Geschlechts auf einen Therapie-Erfolg aus Sicht einer Chirurgin erfahren möchten, sind Sie hier richtig!

Mittwoch, 08.11.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Richtig strafen. Wonach sollen Gerichte beurteilen, was die richtige Strafe ist?

Prof. em. Dr. Karl-Ludwig Kunz, Institut für Strafrecht und Kriminologie, Universität Bern

Welches staatliches Strafen ist gerecht und nach welchen Regeln bestimmt man das? Eine einfache Frage, deren Beantwortung schwer fällt. Der Vortrag versucht eine allgemeinverständliche Erläuterung der betreffenden Massstäbe der Strafzumessung.

Freitag, 10.11.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Picasso: «Guernica», 1937. Die künstlerische Anklage gegen den Krieg an der Weltausstellung 1937 in Paris

Prof. em. Dr. Oskar Bätschmann, Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern

1936 erhielt Picasso von der spanischen Republik den Auftrag für ein Gemälde im Spanischen Pavillon an der Weltausstellung in Paris. Am 26. April 1937 wurde die baskische Stadt Guernica von der deutschen Legion Condor und der italienischen Aviazione Legionaria schwer bombardiert. Die nazionalsozialistischen und faschistischen Angreifer erprobten den Luftangriff und ihre neuen Bomben. Das Ziel war die Vernichtung der Bevölkerung. Picasso breitete mit seinem riesigen Gemälde die Schrecken und Verheerungen des Luftangriffs vor dem Weltpublikum aus, das 1937 nach Paris kam. Picasso verbot, zu Lebzeiten des Generals Franco sein Gemälde "Guernica" in Spanien zu zeigen. Heute befindet sich das erschütternste Werk Picassos im Museo-Reina-Softia in Madrid.

Mittwoch, 15.11.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Das Missverständnis von der Labormaus als Messinstrument

PD Dr. Bernhard Voelkl, Abteilung Tierschutz, Vetsuisse, Universität Bern

Labormäuse sind heutzutage aus der medizinischen Forschung kaum wegzudenken. Jedes Jahr werden in der Schweiz zirka 350.000 Mäuse im Rahmen von Tierversuchen für biologische und bio-medizinische Forschung eingesetzt. Die Erkenntnisse, die aus diesen Tierversuchen gewonnen werden können, leisten einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Krankheiten und neuen Behandlungsmethoden. Dennoch ist die Forschung am Tiermodell nicht unumstritten. Zum einen sind Tierversuche meist mit Belastungen für das Tier verbunden, zum anderen zeigt sich auch, dass Ergebnisse, die bei Mäusen beobachtet wurden, sich nicht immer auf den Menschen übertragen lassen. In diesem Vortrag wird Herr PD Völkl darauf eingehen, warum die Maus kein Messinstrument ist, weshalb Beobachtungen von Einzelstudien einer kritischen Evaluation oft nicht standhalten, und warum nicht jede erfolgreiche Studie auch zur Entwicklung eines neuen Medikaments führt.

Freitag, 17.11.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Fortschritte in der Kriminaltechnik: wie man aufgrund der Stimme Sprecher:innen identifizieren kann

Prof. Dr. Adrian Leemann, Institut für Germanistik, Universität Bern

Wenn wir jemanden sprechen hören, gestalten wir uns automatisch ein Bild von dieser Person, ohne es bewusst zu merken. Wir schätzen ihr Alter, ihren Bildungshintergrund, ihre regionale Herkunft und ihren emotionalen Zustand ein. Diese Tatsache, dass wir aufgrund der Art und Weise, wie jemand spricht, soziale und geografische Informationen ableiten können (oder zumindest glauben, sie ableiten zu können), wird von der forensischen Sprecher:innenerkennung genutzt.

Forensische Sprecher:innenerkennung befasst sich mit Zeugen einer kriminellen Handlung, die den Täter nicht gesehen, sondern nur gehört haben, zum Beispiel bei einem maskierten Banküberfall. Diese Zeugen können gebeten werden, die gehörte Stimme so genau wie möglich zu beschreiben. Solche "Ohrenzeugen-Evidenz" spielen eine große Rolle in diesem relativ neuen Bereich der Forensik. In der Vorlesung werden diese und weitere aktuelle Themen der forensischen Sprecher:innenerkennung behandelt.

Mittwoch, 22.11.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Herausforderungen einer CO₂- neutralen Energieversorgung

Prof. Dr. Doina Radulescu, Kompetenzzentrum für Public Management, Universität Bern

Die Gewährleistung einer zuverlässigen, umweltfreundlichen und gleichzeitig finanzierbarer Energieversorgung ist von zentraler wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Die steigende globale Nachfrage nach Energie, geopolitische Spannungen und die Auswirkungen des Klimawandels formen die Herausforderungen zusätzlich. Im Rahmen des Vortrags wird das Trilemma der CO2-armen, finanzierbaren und sicheren Energieversorgung beleuchtet. Im Fokus stehen die langfristige Klima- und Energiestrategie der Schweiz und was die unterschiedlichen Herausforderungen für die Erreichung der Ziele implizieren und wie sich die Dekarbonisierung des Schweizer Energiesys-tems mit einer kontinuierlichen Versorgungssicherheit vereinbaren lässt.

Freitag, 24.11.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Die Neutralität der Schweiz. Denkanstösse aus Sicht der Geschichte

Prof. Dr. André Holenstein, Historisches Institut, Universität Bern

Der Vortrag thematisiert die Geschichte der Neutralität in der Schweiz in den letzten Jahrhunderten und zeigt auf, wie aus einem Konzept der Sicherheitspolitik des Kleinstaats ein Identitätsmerkmal des Landes werden konnte.

Mittwoch, 29.11.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Antibiotikaresistenzen: Bedrohung unserer Medizin und innovative Lösungsansätze

Prof. em. Dr. Joachim Frey, Vetsuisse, Universität Bern

Antibiotika wirken gegen Infektionen, die von Bakterien verursacht werden. Ihre breite Verfügbarkeit seit 1940 hat die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich erhöht. Schwerwiegende Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Syphilis, Typhus, Lungenentzündungen und Blutvergiftungen – vor der Ära der Antibiotika die häufigste Todesursache – können seither geheilt werden. Durch den massiven Einsatz von Antibiotika haben sich Bakterien jedoch genetisch angepasst und sind Antibiotika resistent und multi-resistent geworden. Dadurch werden verschiedenste Infektionen kaum oder überhaupt nicht mehr therapierbar und neue Operationen und Krebs Behandlungen verlieren an Wirksamkeit, da Patienten oft an Blutvergiftungen (Sepsis) erkranken oder gar sterben. Um den Antibiotika Resistenzen entgegenzuwirken, wurden im Nationalen Forschung Programm (NFP 72) die Entstehung und Verbreitung von Antibiotika Resistenzen in Menschen, Tier und Umwelt erforscht. Die Resultate zeigen auf, wie in Zukunft eine sichere Antibiotika-Versorgung für unsere Gesellschaft zugesichert werden kann.

Freitag, 01.12.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Neues vom alten Eis – internationale Eiskernforschung an der Universität Bern

Prof. Dr. Hubertus Fischer, Klima- und Umweltphysik, Physikalisches Institut, Universität Bern

Die Treibhausgas-Konzentrationen und Temperaturen erklimmen immer neue Rekorde und der Einfluss des Menschen auf diese Beobachtungen ist wissenschaftlich erwiesen. Aber woher wissen wir eigentlich, wie hoch die Kohlendioxid-Konzentration in der Vergangenheit war oder wie schnell sich das Klima auf natürliche Weise verändern kann? Polare Eisbohrkerne spielten seit den 1960er Jahren eine entscheidende Rolle, um diese Frage zu beantworten, und sind heute integraler Bestandteil der Klimaforschung. In seinem Vortrag lässt Professor Fischer Revue passieren, wie es überhaupt dazu kam, welche Rolle die Universität Bern dabei spielte, wie es sich anfühlt, bei -30°C Forschung zu betreiben, und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel wir aus den polaren Eisbohrkernen gezogen haben.

Mittwoch, 06.12.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Pandemievorbereitung – warum und wie?

Dr. Eva Maria Hodel, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität Bern

Die nächste Pandemie könnte schon morgen ausbrechen, und wir wissen nicht, welcher Erreger sie auslösen wird. Die aktuelle Pandemie der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) hat uns gezeigt, dass eine unzureichende Vorbereitung zu einer Krise geführt hat, die sich rasch weltweit ausbreitete. Es kam zu Sperrungen, die den Alltag zum Erliegen brachten, und zu mehr als dreizehntausend Todesfällen in der Schweiz (und Millionen weltweit). Was können wir gemeinsam tun, damit der Kanton Bern besser auf die nächste Pandemie vorbereitet ist?

Freitag, 08.12.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Wie viel Glück braucht es, dass es uns gibt?

Prof. em. Dr. Kathrin Altwegg, Physikalisches Institut, Universität Bern

Ende März hat die NASA angekündigt, dass der 5000ste Planet ausserhalb des Sonnensystems entdeckt wurde. Man schätzt allerdings die Zahl der Planeten im Universum auf weit mehr als 10^22. Warum haben wir dann die andern noch nicht gehört? Wo bleiben die Aliens? Wieviel Glück braucht es, dass es uns gibt? Eine kurze Geschichte des Universums, des Sonnensystems und des Lebens auf unserem Planeten bringt einige Antworten auf diese Fragen. Wie lange das Glück noch anhält, liegt in unseren Händen, aber nicht nur. Dieser Vortrag soll einige Denkanstösse zu uns Menschen und unserem astronomischen Umfeld geben.

Mittwoch, 13.12.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Die Bedeutung des «Erzählens» für die menschliche Kultur

Prof. em. Dr. Albrecht Grözinger, Praktische Theologie, Universität Base

In allen Kulturen der Welt finden wir Symbole und Erzählungen, die das jeweilige Selbstverständnis einer Kultur zum Ausdruck bringen. Der Vortrag möchte in einem ersten Teil der Frage nachgehen, warum das Erzählen für uns Menschen so wichtig ist und welche Formen des Erzählens unsere europäisch-abendländische Kultur prägen. In einem zweiten Schritt sollen die sprachlichen Möglichkeiten, die uns das Erzählen bieten, vorgestellt und analysiert werden.

Freitag, 15.12.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

Fallstricke der evidenzbasierten Medizin im Herzbereich

Prof. em. Dr. Bernhard Meier, Kardiologie, Inselspital Bern

Die Medizin hat sich in den vergangenen 50 Jahren von einer eminenzbasierten zu einer evidenzbasierten Wissenschaft entwickelt. Das hat die Vorteile, dass nicht mehr hauptsächlich Erfahrungen, Theorien und Dogmen von Meinungsführern (in der Regel etablierte Medizinpersonen) diagnostische und therapeutische Verfahren bestimmen sondern Ergebnisse von objektiv ausgeführten und neutral überwachten vergleichenden Studien. Um Schummeleien aus persönlichen, karrierebedingten, finanziellen oder fachpolitischen Gründen vorzubeugen wird heute verlangt, dass Studienprotokolle, Untersuchungsendpunkte und Signifikanzdefinitionen nach Studienbeginn nicht mehr angepasst werden und die Resultate in erster Linie präsentiert werden, wie wenn die Studien ohne Ausnahmen und Ausreisser durchgeführt worden wären (Intention to Treat Principle). Dies birgt die Fallstricke, dass bedeutende Vorteile oder Nachteile des untersuchten medizinischen Vorgehens zwar erkennbar sind aber nicht als solche bezeichnet bzw. publiziert werden dürfen. Der durchschnittliche Leser und damit der Hauptadressat der Studienergebnisse wird dadurch irregeführt. Das kann weltweit abertausende von verpassten Besserungs- wenn nicht Heilungschancen sowie nichtvermiedene obwohl vermeidbare Gesundheitsschäden, Komplikationen und gar Todesfälle bedeuten.

Mittwoch, 20.12.2023, 14.15 Uhr, Alhambra

Die Wissenschaft in der Krise: warum das eine gute Sache sein kann

Prof. Dr. Michael Schulte-Mecklenbeck, Abteilung Consumer Behavior, Universität Bern

Ich lade Sie ein, mich durch ein Drama in drei Akten zu begleiten:
Akt 1: Können wir Ergebnissen aus der Wissenschaft trauen? In wissenschaftlichen Zeitschriften publizierte Ergebnisse lassen sich nicht reproduzieren. Dies deutet, in vielen Wissenschaftszweigen, auf ein systemisches Problem hin.

Akt 2: Wie konnte es soweit kommen? Es geht um falsch Gelerntes, falsch Verstandenes und Beispiele gross angelegten Betrugs.

Akt 3: Veränderungen geschehen in kleinen Schritten. Neue Methoden, wie empirische Forschung durchgeführt wird (Open Science, Registered Reports und Präregistrierung), zeigen messbar positive Effekte auf Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Zuverlässigkeit von wissenschaftlichen Arbeiten. Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels.

Freitag, 22.12.2023, 14.15 Uhr, Aula HG

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