Seniorenuniversität

Vorträge Frühlingssemester 2024

Die Vorträge finden am Freitag von 14.15 bis 15.15 Uhr in der Aula statt (Ausnahme: am 26. April findet der Vortrag in der UniS statt).

Mit Mitgliederausweis ist die Teilnahme kostenfrei, für über 60-jährige Personen oder Begleitpersonen von Mitgliedern ist auch ein spontaner Einzeleintritt (für CHF 10) möglich.

Mitglieder gelangen hier zu den Videoaufzeichnungen von den Vorträgen 2023/2024.

Freitag, 23.02.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Die Hausarztmedizin und ihre Rolle in Zeiten von Fachkräftemangel, zunehmenden Kosten und steigendem Bedarf nach guter Qualität

Prof. Dr. Sven Streit, Berner Institut für Hausarztmedizin, Universität Bern

Die Hausarztmedizin spielt eine entscheidende Rolle in einer Zeit, in der wir mit Fachkräftemangel, steigenden Kosten und einem wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertiger Versorgung konfrontiert sind. In diesem Vortrag der Seniorenuniversität werden wir die Bedeutung der Hausärzte für unser Gesundheitssystem untersuchen. Wir werden diskutieren, wie Hausärzte eine umfassende und koordinierte Betreuung bieten können, die den individuellen Bedürfnissen gerecht wird und gleichzeitig die Gesamtkosten senkt. Darüber hinaus werden wir den Einfluss des Fachkräftemangels auf die Hausarztmedizin betrachten und Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Herausforderungen untersuchen. Dieser Vortrag bietet eine einzigartige Gelegenheit, mehr über die Rolle der Hausarztmedizin in unserer Gesellschaft zu erfahren.

Freitag, 01.03.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Ethische Herausforderungen durch den Einsatz künstlicher Intelligenz

Prof. Dr. Dr. Claus Beisbart, Institut für Philosophie, Universität Bern

Spätestens seit der Einführung von ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz in aller Munde. Die neuen Programme lösen dabei nicht nur Begeisterung aus. Vielmehr werden auch Sorgen laut. So wird die Befürchtung geäussert, dass die Menschen langfristig wichtige Fähigkeiten und ihre Autonomie verlieren. Sorgen dieser Art laufen letztlich darauf hinaus, dass der Einsatz Künstlicher Intelligenz die Verwirklichung wichtiger menschlicher Werte verhindert.

Der Vortrag diskutiert daher die Künstliche Intelligenz aus ethischer Perspektive. Dabei werden zwei Ziele verfolgt: Einmal soll gezeigt werden, dass die Künstliche Intelligenz in mehreren Hinsichten neue ethische Herausforderungen mit sich bringt. Ein wichtiger Grund ist, dass Algorithmen nicht nur festgelegte Aufgaben erfüllen, sondern auch Entscheidungen treffen können. Zum anderen sollen die Herausforderungen, vor die uns die künstliche Intelligenz stellt, systematisch diskutiert werden. Damit wird auch ein Überblick über die heutige Ethik der Künstlichen Intelligenz gegeben. Der Vortrag schliesst mit einer Einschätzung darüber, wie wir die Herausforderungen am besten angehen können.

Freitag, 08.03.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Leopold Mozart, die lutherische Theologie der Frühaufklärung und die Erfindung des musikalischen Wunderkinds

Prof. Dr. Anselm Gerhard, Institut für Musikwissenschaft, Universität Bern

Frühkindliche Hochbegabung gab es zu allen Zeiten. Doch erst im späten 17. Jahrhundert kam man auf die Idee, diese als "Wunder" zu verklären. Bewundert wurde an bisweilen erst dreijährigen Kindern deren Gelehrsamkeit. Gleichsam "mechanische" Fertigkeiten wie Musizieren, Komponieren oder Malen fanden dagegen kein Interesse. Erst nach 1760 wurde mit Wolfgang Amadé Mozart ein musikalisches Genie als "Wunderkind" inszeniert. Sein Vater Leopold schloss dabei offensichtlich an die theologischen Diskussionen um gelehrte Kinder an, gleichzeitig stellte er wichtige Weichen für die Durchsetzung des modernen Genie-Begriffs in den Künsten.

Freitag, 15.03.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Chatbots in der Medizin

PD Dr. med. Stefan Mohr, Solothurner Spitäler AG, Bürgerspital Solothurn

Chatbots? Was ist das? Praktisch jeder hatte bereits irgendwo Kontakt mit ihnen und im eher unterhaltsamen Vortrag sollte klar werden, was man unter Chatbots versteht. Und man erhält einen Einblick, welche Vor- und Nachteile sie haben, wie sie in der Medizin eingesetzt werden können und welche Risiken ihnen innewohnen.

Freitag, 22.03.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Das goldene Zeitalter des Klavierspiels – pianistische Zeitreisen mithilfe des Reproduktionsklaviers

Prof. Manuel Bärtsch, Hochschule der Künste, Bern

Die ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts sind legendär in der Geschichte des Klavierspiels, Namen wie Ferruccio Busoni, Teresa Carreño oder Eugen d'Albert haben heute noch einen mythischen Nachklang. Dieses Klavierspiel ist dokumentiert auf den Rollen der damaligen Reproduktionsklaviere, die die Interpretationen mit allen wesentlichen Nuancen wiedergeben können - wenn sie denn wollen. Der Vortrag zeichnet den Weg vom Kuriosum zum wissenschaftlichen Forschungsobjekt nach, bietet einen Überblick über die Ergebnisse der aktuellen Forschung und zeigt an vielen Beispielen, welche faszinierenden Ausdrucks- und Interpretationsmöglichkeiten dabei wiederentdeckt werden.

Freitag, 05.04.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Können wir unser Immunsystem trainieren?

Prof. Dr. Artur Summerfield, Institut für Virologie und Immunologie, Vetsuisse, Universität Bern

Im Vortrag geht es um die Frage ob sich die generelle Widerstandsfähigkeit gegen Infektionen erhöhen lässt durch ein «Training» des Immunsystems. Wie funktioniert das Gedächtnis des angeborenen im Vergleich zum erworbenen Immunsystems? Was sind unspezifischen Wirkungen von Impfstoffen? Macht eine durchgemachte Infektion sie resilienter gegen andere Infektionserreger? Wie wissen wir über Immunstimulanzien, also über Wirkstoffe und Heilmittel, welche das Immunsystem stärken sollen?

Freitag, 12.04.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Ötzis Weckruf – Ankündigung einer Zeitenwende

Prof. em. Dr. Christian Pfister und Prof. em. Dr. Heinz Wanner, Oeschger-Zentrum für Klima- und Klimafolgenforschung, Universität Bern

Der Zufallsfund der 5250 Jahre alten Gletschermumie Ötzi am 19. September 1991 auf dem 3200 m hohen Tisenjochpass zwischen dem österreichischen Ötztal und dem Südtirol löste eine wissenschaftliche Sensation aus. Der Vortrag postuliert, dass der Fund auch als klimatologischer Weckruf zu verstehen ist. Der klimageschichtliche Rückblick erklärt zunächst, warum es zu Ötzis Lebzeiten relativ warm war. Dann wird geschildert, unter welchen Bedingungen Ötzis Körper so lange unter dem Eis konserviert blieb. Der Auftauprozess wurde durch die langfristige Gletscherschmelze als Folge der langsamen menschengemachten Erwärmung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert eingeleitet. Der abrupte Übergang zur raschen Erwärmung nach 1988 beschleunigte den Prozess entscheidend. Abschliessend wird erläutert, warum Ötzis Weckruf lange nicht gehört worden ist und was uns die bestuntersuchte Gletscherleiche aus heutiger Sicht zu sagen hat.

Freitag, 19.04.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Biss der Liebe – ekstatische Heiligenverehrung in Süditalien

Prof. Dr. Michaela Schäuble, Institut für Sozialanthropologie, Universität Bern

"Morso d'amore", Biss der Liebe, wird im süditalienischen Apulien bis heute umgangssprachlich der Tarantismus genannt. Dabei handelt sich um ein kulturelles Phänomen, das von Medizinern im Mittelalter auch als ›Tanzwut‹ oder ›Choreomanie‹ bezeichnet wurde. Betroffen waren zumeist Frauen, deren Anfälle und Ekstasen auf den Biss einer Giftspinne zurückgeführt wurden. Heilung versprach ein ursprünglich therapeutischer Tarantella-Tanz, bei dem die Betroffenen auf bestimmte Melodien, Rhythmen, aber auch auf Farben reagierten und oft tagelang bis zur kompletten Erschöpfung tanzen mussten. Der eigentlich unerklärliche Zustand wurde von der katholischen Kirche in einen Heiligenkult um den Heiligen Paulus, den Schutzpatron der giftigen Spinnentiere, überführt und der Tanz auf seine folkloristischen Elemente reduziert. Und dennoch brechen sich immer wieder Momente der Ekstase und des unkontrollierten (auch sexuell konnotierten) Gebahrens Bahn ...

Ausgehend von Filmen, Fotografien und Tondokumenten zum Tarantismus aus dem Nachkriegsitalien interessiere ich mich als Medienanthropologin v.a. für die vielfältigen Remedialisierungen des Phänomens in der Gegenwart und nehme auch die besondere Faszination in den Blick, die dieser Kult in seinen unterschiedlichen Ausformungen bis heute auf Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Tourist:innen ausübt.

Freitag, 26.04.2024, 14.15 Uhr, UniS, Raum S003 (Schanzeneckstrasse 1, 3012 Bern)

Blockchain und Kryptowährungen

Prof. Dr. Christian Cachin, Institut für Informatik, Universität Bern

Wie sendet man Geldwerte sicher über das Internet, ohne dass dafür eine Kreditkarte, eine Bank oder eine andere Firma nötig wären? Was steckt hinter Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether? Wie arbeitet eine Blockchain auf dem Internet?

Die Präsentation gibt einfache Antworten auf diese Fragen, sie erfordert kein technisches Vorwissen.

Blockchain bezeichnet eine Methode der Informatik, welche eine verteilte Datenbank zur Verfügung stellt, die durch Kryptographie gesichert ist. Die dort gespeicherten Daten werden durch ständige Abstimmungen im Netz abgesichert und können daher nicht manipuliert werden. Durch die breite Verteilung erhöht sie die Transparenz unter den am Netzwerk teilnehmenden Knoten. Durch die Blockchain-Technologie sind seit etwa zehn Jahren Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether entstanden. Diese erlauben Nutzern, direkt und sicher finanzielle Werte über das Internet zu transportieren, ohne dabei Intermediären und Zwischenhändlern zu vertrauen.

Freitag, 03.05.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Der Asienapostel Franz Xaver und seine Reliquien – eine transkontinentale Reisegeschichte

Prof. Dr. Urte Inga Krass, Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern

Der Heilige Franz Xaver wurde 1506 in Spanien geboren und starb 1552 in China. Seine zahlreichen Reisen zu Lebzeiten wie nach seinem Tode sind Thema dieses Vortrags. Im Zentrum wird Franz Xavers Grabmal in der Kirche Il Gesú in Goa stehen. Der Silbersarkophag, den lokale indische Goldschmiede zu Beginn des 17. Jahrhunderts gefertigt haben, thematisiert die rastlose Reisetätigkeit des Heiligen und gibt uns faszinierende Einblicke in einen künstlerischen Findungsprozess: Verschiedene Stile, Ikonographien und Techniken kamen zusammen, um dem Jesuitenheiligen ein gebührendes Monument in der Hauptstadt des portugiesischen Asienstaates zu errichten.

Freitag, 10.05.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Steigende Wohnkosten: Ursachen, Instrumente und Implikationen

Prof. Dr. Maximilian von Ehrlich, Volkswirtschaftliches Institut, Universität Bern

Dem Immobilienmarkt kommt in der Volkswirtschaft eine zentrale Bedeutung zu. Im Durchschnitt werden 20% der verfügbaren Einkommen in der Schweiz für Wohnraum ausgeben. In den letzten Jahren haben steigende Wohnkosten und insbesondere Immobilienpreise in der Schweiz wie auch in vielen anderen Ländern die Bezahlbarkeit von Wohnraum auch zu einem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema gemacht. Laut OECD ist das Verhältnis von Immobilienpreisen und Einkommen in der Mehrzahl der Mitgliedsländer deutlich gestiegen, so dass ein durchschnittlicher Haushalt heute fast doppelt so viele Jahreseinkommen benötigt, um eine durchschnittliche Immobilie zu kaufen wie Mitte der 1980er Jahre. Auch die steigenden Mieten beschäftigen die Bevölkerung in der Schweiz. Beispielsweise hat die Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt Ende 2021 ihre Sorge mit einem Ja zur Wohnschutzinitiative zum Ausdruck gebracht. In diesem Vortrag werden die Ursachen für steigende Wohnkosten, die volkswirtschaftlichen Implikationen, sowie die Wirkungen verschiedener staatliche Instrumente wie z.B. Mietpreisregulierung, Raumplanung oder Wohnförderung diskutiert.

Freitag, 17.05.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Die römischen Theater in der Schweiz

Prof. em. Dr. Andreas Kotte, Institut für Theaterwissenschaft, Universität Bern

Die ältesten Theaterbauten in der Schweiz sind die römischen Theater und Amphitheater in Augst, Windisch, Bern, Lenzburg, Martigny, Ursins, Nyon, Lausanne und Avenches. Sie stammen aus dem ersten bis dritten Jahrhundert, als das heutige Schweizer Territorium zu den römischen Provinzen gehörte. Die Theater sind bekannt von Schul- und Sonntagsausflügen, sie gehören zum kulturellen Erbe der Schweiz. Es soll die Frage im Raum stehen, ob auf einer «Rundreise» zu diesen Bauwerken das Verständnis für die Funktionen des damaligen Theaterwesens vertieft werden kann.

Freitag, 24.05.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Medikationssicherheit im Alltag – evidenzbasierte Tipps zur Optimierung

Prof. Dr. Carla Meyer-Massetti, Klinische Pharmazie und Toxikologie, Inselspital Bern

Medikations-bezogene Probleme gehören zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen im Gesundheitswesen, wobei bis zu 60% vermeidbar wären. Ältere Patient:innen mit mehreren Erkrankungen und vielen Medikamente sind besonders anfällig für solche Probleme. In diesem Vortrag wird die Situation der Medikationssicherheit in der Schweiz beleuchtet und mögliche Optimierungsstrategien, wie zum Beispiel der Einbezug von Patientinnen und Patienten, erläutert.

Freitag, 31.05.2024, 14.15 Uhr, Aula HG

Die grossen Übergänge im Leben. Wege zu Selbstfindung und Kraft

Prof. em. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello, Institut für Psychologie, Universität Bern

Wege zu Selbstfindung und Kraft Wir Menschen denken und definieren uns gerne über Lebensübergänge. Lebensübergänge erzählen die Geschichte unseres Selbst. Erwachsen werden, Lebensmitte, Pensionierung und Übergang ins hohe Alter gehören nach wie vor zu den grossen und entscheidenden biografischen Übergängen - trotz verstärkter Individualisierung der Lebensläufe. Lebensübergänge sind immer verbunden mit gesellschaftlichen Erwartungen, neuen Rollen und Verantwortlichkeiten, die uns auf vielfältige Weise auffordern, unsere Identität neu zu definieren.

Im Vortrag sollen die je spezifischen Herausforderungen, aber auch die Chancen dieser grossen biografischen Übergänge identifiziert werden. Was sind die Wege zu einer positiven Entwicklung und einem starken Selbst und wo die Grenzen der Selbstverantwortung bei der Bewältigung der grossen Lebensübergänge? Bei der Beantwortung dieser Frage werde ich auf die entscheidende Rolle von Charakterstärken eingehen.